Es gibt immer wieder diese Tage, an denen ich innerlich rufe: „Gott, wenn's dich gibt, dann gib mir heute ein eindeutiges Zeichen.“ So ein Tag war gestern. In meinem Inneren war Verwirrung, auch Wut, weil ich so vieles, was um uns geschieht (hier wie dort) nicht verstehe und auch nicht akzeptieren kann.
Eine Gesellschaft, die meint fortschrittlich zu sein, indem sie rückwärts gerichtet ist, nichts aus alten Fehlern lernt und keine echte Entwicklung wagt.
Barmherzigkeit wird als unmodern empfunden, während die Welt der Bits und Bytes als Fortschritt gesehen wird, die in Wahrheit doch nur ein antiquiertes Modell der Bequemlichkeit in einer übersatten Welt des Konsums ist.
Die Sonne schien und ich beschloss, an einen Ort zu fahren, an dem ich noch nie war. Es war nur eine kurze Fahrt mit dem Auto auf einsamen Straßen. Über Hügel hinweg konnte ich die Schweizer Berge sehen. An einer Kreuzung fand ich einen kleinen Parkplatz, wo ich anhielt und ausstieg. „Katzenstieg, betreten auf eigene Gefahr!“ stand da. Es war ein schmaler Pfad, der plötzlich steil anstieg und mit krummen Holzstufen ausgestattet war, damit man diese Himmelsleiter erklimmen konnte. Noch konnte ich nicht sehen, was mich erwarten würde, bis jetzt nur Wiese und Himmel. Oben angekommen, lag vor mir eine Holzhütte und etwa hundert Meter weiter auf einem Hügel stand sie: Eine große, eindrucksvolle Linde! Auf die Entfernung konnte ich ihre prächtige, wenn auch blattlose Krone bewundern, und ich spürte, wie mein Herz anfing zu pochen und zu hüpfen.
Mit großen Schritten näherte ich mich diesem Baumwesen, blieb immer mal wieder stehen und freute mich unbändig, dass ich an diesen Ort gefunden hatte. Je näher ich kam, desto mehr zeigten sich mir der knorrige Stamm, die kleinen Nischen zwischen der Rinde, die Wurzelknochen, die sich in die moosige Erde gruben und wie Fingerknöchel hervorschauten. Schwere Äste, in dunkelgrünes Moos gekleidet, streckten sich wie Arme über die Landschaft, als wollten sie nach den Wolken greifen.
Die Atmosphäre rund um die Linde war wie eine andere Welt. Ein zweiter Baum, eine Kiefer, die etwas weiter am Hang des Hügels wuchs, beugte sich zur Linde hin, als wollte auch sie in diese Welt eintauchen. Ich war ergriffen. Ich konnte nichts denken, nur fühlen, dass dies ein Ort des Friedens und der Liebe war. Unter dem Baum sitzend liefen mir ein paar Tränen über mein Gesicht.
Es geschehen noch Zeichen und Wunder.
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