Seit Tagen begleitet mich ein Bild. Ein inneres Bild. Eine Momentaufnahme, etwas das sich eingeprägt hat, lebendig und wild. Es ist, als wäre es eine Botschaft von oben, oder wo auch immer diese geheimen Botschaften herkommen, die uns verwandeln, ermutigen, glücklich machen.
Es war an einem Tag, als der Regen gegangen war und die ersten warmen Sonnenstrahlen sich wieder zeigten. Ich beschloss, spazieren zu gehen, dort, wo der See so wunderbar glitzernd Funken versprüht und sich der Wald nach einer Weile zum Feldweg hin öffnet. Doch als ich an dieser Stelle ankam, war der Weg gesperrt. Ich blieb verwundert stehen. In der Ferne hörte ich ein donnerndes Grollen, aber es konnte doch kein Gewitter sein! Nein, es war das Donnern von Pferden, die in einem wilden Galopp näher und näher kamen. Eine ganze Herde. Angeführt wurden sie von einem großen Braunen. Ohne Sattel und Zaumzeug saß darauf ein winziges Mädchen, barfuß, die kleinen Hände fest in die Mähne gekrallt. Ihr kleiner Körper wurde in die Höhe geworfen, wieder und wieder, doch sie blieb oben, führte das Pferd in wildem Galopp auf die Koppel, brachte es mit ihrer kleinen, zarten Ferse zum Wenden und Stehen. Mühelos ließ sie sich vom Rücken des Pferdes heruntergleiten und stellte sich direkt unter das Pferd, unter seinen Kopf, hob beide Hände und klatschte zweimal energisch, das Zeichen für das Tier, dass es gehen konnte.Das Mädchen war sechs Jahre alt, für ihr Alter eher klein. Es war ein überwältigendes Bild der Kraft!
Für mich war es wie eine Antwort auf meine Fragen: Ich soll mein Leben leben, wie dieses Kind das Pferd reitet. Ja, das Leben ist wild und scheint manchmal unbezähmbar. Dennoch kann ich es führen, wenn ich vertraue und mich hingebe an das Gegenwärtige und das pulsierend Lebendige, das in allen Wesen dieser Erde pocht.
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