Ein Weihnachtslied, das in meiner Kindheit oft zum Krippenspiel gehörte und pantomimisch nachgespielt wurde. "Wer klopfet an?" Schon als Kind fand ich es unglaublich, dass niemand für Maria und Josef die Tür öffnete und sie schließlich mit einem Stall Vorlieb nehmen mussten.
Aufgewachsen in einer Pfarrersfamilie, war es bei uns selbstverständlich, dass die Tür aufgemacht wurde, wenn jemand davor stand. Ich kann mich noch an einen bärtigen Mann erinnern, der dicke Wurstbrote in unserer Küche mampfte. Mit Sicherheit haben wir damals niemanden nach seiner Herkunft oder seinen Papieren gefragt.
Hätte uns jemand beklaut, oder gar schlimmeres angerichtet, dann kann ich mir kaum vorstellen, dass mein Vater zu meiner Mutter gesagt hätte: "Du bist schuld, du hast den reingelassen!"
Wieso braucht es immer einen Schuldigen? Anscheinend ist die Menschheit so. Es muss einen Sündenbock geben, der all unsere Dummheiten auf sich nimmt.
Dass Jesus sich dafür hergegeben hat, ist sicher rühmlich, aber ich glaube, die "Erlösung" in seinem Sinne findet erst statt, wenn wir diese Art von Sündenbock nicht mehr brauchen, wenn wir begreifen, dass Leben immer ein Risiko in sich birgt, dem wir mutig entgegentreten können.
Jeder von uns hat die Entscheidungskraft, seine Tür zu öffnen oder nicht.
"Tür" steht für mich symbolisch auch für "Herz". Bei jedem von uns klopft jemand oder etwas anderes an. Geben wir diesem leisen Ruf nach? Spüren wir, wofür unser Herz schlägt? Wie die Welt und das Miteinander in Zukunft aussehen wird, liegt nicht an einer einzigen Person. Niemand hat soviel Macht. Und dennoch: Du gestaltest dieses Miteinander in deinem Tun und Lassen mit. Als Teil eines Ganzen sind wir alle verantwortlich. Verantwortung empfinden manche von uns als etwas Beschwerliches, weshalb sie diese gern von sich schieben. Für mich bedeutet diese Eigenverantwortlichkeit Kreativität, Schöpferkraft und echtes Leben.
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